Tag 2: Qaqortoq und die heissen Quellen
Die erste Nacht an Bord der MS Cape Race ist schon gewöhnungsbedürftig. Der Motor ist permanent zu hören und zu spüren, da hilft auch kein Oropax. Ich muss aber sagen, man gewöhnt sich dran, und das relativ schnell.
Relativ gut gelaunt, aber dennoch etwas verschlafen, wach ich dann recht zeitig auf. Ein kurzer Blick aus dem Bullauge über meinem Bett knallt mir spontan ein Lächeln ins Gesicht. Diesen Ausblick hat man nicht so oft nach dem Wachwerden!
Das Frühstück lässt eigentlich nicht viele Wünsche offen. Klar, es ist kein AIDA-Buffet, aber das ist mir auch ganz lieb. Es gibt alles was man braucht, und vor allem: Ordentlichen Kaffee. Was will man mehr. Nach dem morgentlichen Briefing ging es dann in das Dorf, welches sich „eine der grössten Städte Grönlands“ nennt: Quaqortoq.
Ein idyllisches Dörfchen mit irren Strassennamen und jeder Menge Charme! Da darf natürlich die schon in Brattahlíð bestaunte rote Holzkirche nicht fehlen. Der Rest der Häuser ist bunt gemischt, kein Haus hat die Farbe des Nachbarhauses! Grau gibt es hier nicht. Grün, blau, gelb, rot – alles bunte ist im Angebot. Bei einigen hängt Fisch und Fell zum Trocknen an der Veranda. Bei einem gemütlichen Spaziergang durch die Metropole finden wir den örtlichen Fischhändler. Dort wird grade der morgendliche Fang verarbeitet. Eine Robbe wird in verkaufsgerechte Portionen geteilt, und auch der Lokalpolizist holt sich seinen Anteil. Die Exekutive schmeisst den Grill an.
Die hiesige Supermarktkette heisst nicht etwa Aldi oder Edeka sondern PISIFFIK. Der namentlich an ein schwedisches Sofa erinnernde Shop hält alles bereit was man am Festland auch bekommt, nur unfassbar teuer. Interessant: Alkohol darf man in Grönland nur zu bestimmten Zeiten kaufen: Werktags bis 18 Uhr, Samstags bis 12 Uhr, Sonntags gar nicht.
Zum Mittagessen geht es wieder an Bord, und Kaptain Kim legt ab zur Weiterfahrt. Wieder schlängeln wir uns durch die hier und da auftauchenden Eisberge bis wir in einem Seitenarm direkt vor einem Eisberg den Anker legen. Wir sind in Uunartoq. Hier gibt es keine Stadt, sondern exakt ein Haus. Bevor es in die Zodiaks geht werden wir gebeten Badezeug mitzunehmen. Aaaaja. Ich sag´s mal so. Es gibt sicher viele Dinge, die ich hier gern machen würde, aber sicher nicht in das eiskalte Wasser springen.
Nach der Überfahrt zur Insel laufen wir einige Meter einen kleinen Hügel hinauf, und schon aus der Ferne nehmen wir einen leichten Nebel wahr der vor uns aufsteigt. Heisse Quellen! Mitten im Nichts! Wahnsinn! Also Buxe aus, rein ins Nass! Eine Warmduscherfreundliche Wassertemperatur, man muss nur drin bleiben, denn die Luft kommt dem, was ich in Grönland erwartet habe, jetzt doch immer näher. Das Team des Reiseveranstalters Polar Kreuzfahrten ist der Hammer, sie zaubern fix ein paar Sektflaschen aus den Taschen! Der Blick aus der warmen Badewanne schwenkt ungläubig, aber glücklich, über die Bucht voller Eisberge. Was ein Schauspiel! So kann man es sich gut gehen lassen!
Der Ausstieg in die Kälte verkürzt nicht nur Arme und Beine auf ein Minimum. Trocken und wieder dick eingepackt geht es zurück zum Schiff, welches sich mittlerweile kitschigerweise vor einen traumhaften Vollmond geschoben hat. Das Bildmaterial dieser Szenerie gibt es weiter unten. Wir übernachten heute hier im Schatten des Eisberges.